Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Landesverband Rheinland-Pfalz

Debatte über das Kriegsmarinedenkmal in den Medien

David Adler: Hundert Jahre Heldengedenken. Zwischenzeit (23.4.2014)

Willfried Jaspers: Heldenverehrung ist Kriegsverherrlichung.  Zwischenzeit (16.11.2014)

Jan Zombik: Heldenverehrung vorzeitig beendet. Zwischenzeit (19.11.2014)

 

Die Allgemeine Zeitung veröffentlichte am 23.8. den Artikel
Vor einem Jahrhundert wurde das Kriegsschiff „SMS Mainz“ bei Helgoland versenkt

Wir dokumentieren dazu zwei Leserbriefe:

Uta Binz, Mainz, schrieb:
Sehr geehrter Herr Bermeitinger,
als indirekt Betroffene habe ich Ihren Artikel über das Denkmal am Rhein mit Interesse und Trauer gelesen. -  Mein Großvater starb an Verletzungen, die er im 1. Weltkrieg davongetragen hatte und hinterließ sein fünfjähriges Töchterchen, meine Mutter, als Halbwaise. -

Es wird kaum eine Familie in Deutschland leben, die nicht in irgendeiner Weise durch die beiden Weltkriege gelitten hat. - Insofern betrachte ich Kriegerdenkmäler immer mit gemischten Gefühlen. Selbstverständlich soll man an die Gefallenen erinnern, selbstverständlich darf man sie betrauern, anderes wäre unmenschlich.

Unmenschlich und vollkommen unverständlich aber ist, dass die Feldmarschälle später am Schreibtisch die blutigen Schlachten noch einmal ausfochten, wie Sie schreiben. Sie beklagen mit Recht das “fürchterliche Wort Heldentod”. Die einzige Lehre, die aus Kriegen gezogen werden kann und muss, ist doch, dass sich diese Tragödien nicht wiederholen dürfen, dass Kriege geächtet und ein für alle Mal als politische Handlungsstrategie wegfallen müssen.

Der Leserbrief wurde am 9.9.2014 von der AZ abgedruckt. Beim Vergleich von Originaltext und abgedruckter Version fällt auf, dass die AZ im letzten Satz die ausgerechnet die wesentliche Schlussfolgerung des Leserbriefs, "dass Kriege geächtet und ein für alle Mal als politische Handlungsstrategie wegfallen müssen" nicht abgedruckt hat.

Hans Ripper, Mainz, schrieb ebenfalls als Reaktion auf den besagten Artikel an die AZ:
Ihre Geschichte über den Kreuzer Mainz und den Untergang des Schiffes im 1. Weltkrieg verharmlost Krieg. Mit einigen Anekdoten heben Sie von Ihnen beachtenswerte Ereignisse und Persönlichkeiten hervor. Sie bedauern, dass kein Kriegsschiff mit zumindest gleicher Größe weder während des 1.Weltkrieges, noch der Weimarer Republik bis heute in der Bundeswehr nicht den Namen „Mainz“ bekommen hat. Die Zeit zwischen 1933 bis 1945 haben Sie vermutlich vergessen. Sie erwähnen nicht die zig-Millionen Kriegstoten unter Soldaten und den Zivilbevölkerungen in diesem Krieg. Die durch Kriegseinwirkung verstümmelten Überlebenden gehen ebenfalls in die zig-Millionen. Flüchtlinge und Vertriebene, die jeder Krieg mit sich bringt rechnen auch noch zum Kriegselend, das Sie mit Ihrem Artikel nicht erwähnen.

Ihr Bedauern, dass von der „Mainz“ nichts geblieben ist außer einer vergilbten Akte im Stadtarchiv kann ich nachvollziehen. Aber Ihre Erinnerung an einen roten Sandstein in der Nähe des Rheinufers, die Sie mit „Hoffnungen“ verbinden ist unerträglich. Der rote Sandstein, das Kriegsmarinedenkmal am Fischtorplatz wurde 1939 errichtet. Es diente den Nationalsozialisten zur Kriegsvorbereitung des Überfalls auf Polen, mit dem die Wehrmacht am 1. September des gleichen Jahres vor 25 Jahren den 2. Weltkrieg begann. Eine Inschrift beschreibt einen „heldenhaft gesunkenen Kreuzer Mainz“ und verherrlicht mit den Worten „Den Gefallenen zum Gedächtnis und künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung“ Krieg.

Letztes Update: 27.11.2014, 11:54 Uhr