Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Landesverband Rheinland-Pfalz

Morde an Indigenen in Kolumbien

Solidarität mit dem gewaltfreien indigenen Wiederstand gegen Gewalt und Krieg im Departamento Cauca

Seit geraumer Zeit versuchen Angehörige verschiedener indigener Völker in der Region Cauca im Südwesten Kolumbiens ihre Territorien von bewaffneten Gruppen frei zu halten, seien sie vom staatlichen Heer, von der Guerrilla FARC oder Paramilitärs, die für Konzerne oder Drogenkartelle arbeiten und die Territorien der indigenen Cauca-Völker für ihre Profitinteressen nutzen wollen.

Die indigenen Gemeinden haben unbewaffnete Garden oder Wächter (Guardia Indígena) aufgestellt, die mit gewaltfreien Mitteln versuchen, bewaffnete Personen von ihrem Territorium fernzuhalten.

Nun sind am 29. Oktober fünf von ihnen ermordet und fünf weitere verletzt worden. Sowohl der Rat der indigenen Cauca-Völker wie die Regierung (in seltener Eintracht) machen eine Abspaltung der FARC für das Massaker verantwortlich.

Die Reaktion des Staates mit einer weiteren Militarisierung in der Region wird jedoch von den indigenen Völkern des Cauca abgelehnt, weil es ihrem Interesse nach einer waffenfreien Zone nicht entspricht.

Vor diesem Hintergrund erklären wir unsere Solidarität mit den indigenen Cauca-Völkern und schließen uns den Forderungen von RAMALC, dem Antimilitaristischen Lateinamerikanischen und Karibischen Netzwerk, an. 

Erklärung der

Red Antimilitarista de América Latina y el Caribe, RAMALC:

(Lateinamerikanisches und Karibisches Antimilitaristisches Netzwerk)

Zur Gewaltsituation in Cauca, Kolumbien

Die wachsende Militarisierung der Territorien, die im Laufe des Jahres im Departamento Cauca im Südwesten Kolumbiens sichtbar geworden ist, hat die verschiedenen Gemeinschaften, die Teil der verschiedenen indigenen Völker sind, die es bewohnen, stark gefährdet. Viele Anzeigen und Warnungen der CRIC - Consejo Regional Indígena del Cauca  - wurden von der kolumbianischen Regierung ignoriert und übergangen. Dies hat dazu geführt, dass sich die Situation verschärft hat, ohne den traditionellen Autoritäten und Gemeinschaften, die das Gebiet schützen, ihrerseits Schutzmaßnahmen zu gewähren.

Angesichts dieser schwierigen humanitären Situation erklären wir als Lateinamerikanisches und Karibisches Antimilitaristisches Netzwerk (Red Antimilitarista de América Latina y el Caribe, RAMALC):

    • Wir unterstützen den Indigenen Rat der Region Cauca (Consejo Regional Indígena del Cauca, CRIC) und andere traditionelle Autoritäten indigener Völker auf lokaler und nationaler Ebene bei ihren Bemühungen, die Gebiete zu befrieden und zu demilitarisieren, in denen Projekte in den Bereichen Extraktion, Drogenhandel, Krieg und Militarisierung des Lebens durchgesetzt werden sollen. Die Arbeit der indigenen Völker und Gemeinden schützt und rechtfertigt die Pflege der Natur und der Gemeinschaftsgüter.

    • Wir erkennen die Indigene Wache (Guardia Indígena) als eine Autorität an, die Gemeinschaften und das Gemeinwohl aus der Perspektive der Achtung des Territoriums schützt. Wir schätzen ihre Arbeit als unbewaffnetes Friedenskorps, das das Leben von Menschen und Gemeinschaften schützen will.

    • Wir lehnen Kriegshandlungen gegen das Volk der Nasa und anderer indigenen Völker im Departamento Cauca ab. Im Laufe des Jahres wurden 14 Menschen aus dem Dorf Nasa im Norden der Region Cauca ermordet. Wir lehnen auch die Bedrohungen, Einschüchterungen, Verfolgungen und Schikanen ab, denen die Gemeinschaften ausgesetzt sind, die auf ihrem Territorium Frieden suchen.

    • Wir lehnen den gestern, am 29. Oktober, begangenen Mord an fünf indigenen Gemeindemitgliedern der Unbewaffneten Garde von Tacueyó (Toribío – im nördlichen Teil von Cauca) ab, darunter eine traditionelle Autorität und vier Mitglieder der indigenen Wache. Zusätzlich wurden fünf Mitglieder der Wache schwer verletzt.

    • Wir bedauern zutiefst das Massaker an Cristina Bautista, von der Verwaltung der Neehwesx-Gemeinde und den Wachen Asdruval Cayapu, Eliodoro Finscue, José Gerardo Soto und James Wilfredo Soto und denken an die verletzte Mitarbeiterin der Neehwe'sx-Gemeinde, Crescencio Peteche, und die verletzten Wächter José Norman Montano, Matías Montano, Dora Rut Mesa und Rogelio Taquinas. Wir grüßen das Volk der Nasa in Solidarität und bekunden unsere Unterstützung für die Maßnahmen zur Verteidigung des Lebens, das sie in den Gebieten führen.

    • Wir lehnen die fahrlässige Haltung der kolumbianischen Regierung ab, die sich nicht mit der Situation befasst hat, obwohl sie mit vielfach und über viele Kanäle vor der harten Sicherheitslage gewarnt wurde. Wir glauben, dass diese Haltung der Unterlassung der Regierung die humanitäre Krise der Gemeinschaften verschlimmert.

    • Wir bekräftigen die Arbeit für den Frieden und erkennen die Anstrengungen an, die die verschiedenen angestammten Völker Tag für Tag für die Verteidigung des Territoriums im Departamento Cauca unternehmen, und wir fordern die staatlichen Behörden auf, diese humanitäre Krise, der die Bevölkerung im Departamento ausgesetzt ist, dringend anzugehen.

RAMALC, 30. Oktober 2019 (Übersetzung: Stephan Brües)

Letztes Update: 15.11.2019, 00:42 Uhr