Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Landesverband Rheinland-Pfalz

November 2017:

Kranzverhüllung

Auch 2017 wurde zum "Volkstrauertag" am 19. November in Mainz wieder ein Kranz im Namen des Oberbürgermeisters am am kriegsverherrlichenden Kriegsmarinedenkmal aufgehängt. Wieder - wie bereits 2014, 2015 und 2016 - hat Hans Ripper, Friedensaktivist und Mitglied der DFG-VK, reagiert:

Von Hans Ripper, Friedensaktivist und Mitglied der DFG-VK, 22.11.2017:

Wieder hing am „Volkstrauertag“, letzten Sonntag, ein Kranz des Mainzer Oberbürgermeisters zur angeblichen Totenehrung am Kriegsmarinedenkmal am Mainzer Fischtorplatz. Drei Jahre lang habe ich jeweils nach diesem Tag den Kranz abgehängt und im ersten Jahr dem OB ins Büro gebracht. Auf dem Denkmal wird zu Krieg aufgerufen. Der OB bestätigt dies mit dem Kranz mehr, als er vorgibt Kriegstote ehren zu wollen. Keine Ahnung, ob er das aus bewusster oder unbewusster Ignoranz oder einfach Gleichgültig tut. Er wollte nie richtig Stellung dazu nehmen. Krieg macht den Opfern von Krieg kein Spaß. Seien es die „Kriegskrüppel“, Menschen, die Angehörige verloren haben, darunter auch Kinder, Flüchtlinge, die in den Kriegsländern bleiben und dort in Lagern leben,und die, die zu uns nach Europa kommen. Von Kriegstoten will ich gar nicht schreiben. Nicht meine Worte sind makaber, sondern die Haltung einer Kriegsverherrlichung des Mainzer Oberbürgermeisters, die ich ihm vorhalte.

Dieses Jahr habe ich mir eine andere Form des Verschwinden Lassens ausgedacht. Ich habe den Kranz noch am gleichen Tag verhüllt.

Vieles ist die Vorjahre schon darüber geschrieben worden. Ihr findet es auf der Homepage der DFG-VK  und bei Zwischenzeit, ein Medium für Unbequemes: 2014, 2015  und 2016.

Zu meinen Aktionen – Hier das Wesentliche und die Fortschreibung. Totenehrung und Aufruf zu neuen Kriegen auf der Inschrift des Denkmals passen nicht zusammen. So wird Totenehrung banal bis scheinheilig.

Es begann mit einem Schreiben an den OB im Frühjahr 2014 im Namen der DFG-VK Mainz wies ich ihn auf die Unverträglichkeit von Totenehrung und die zu Krieg aufrufende Inschrift auf dem Denkmal (1939 errichtet) hin. Zunächst die unerträglichsten Zeilen auf der Inschrift vor „..den Gefallenen zum Gedächtnis – Den Lebenden zur Anerkennung - Künftigen Geschlechter zu Nacheiferung…“. Wenn ich diese schwulstige Sprache in verständlicheres Deutsch übertrage, dann bedeutet das „die Gesellschaft soll den Toten gedenken und die Bereitschaft sich töten zu lassen und zu töten anerkennen. Und das auch in Zukunft.“ Der OB nahm zwar Abstand zur schwulstigen Sprache, ging aber nicht weiter darauf ein, sondern verwies schlussendlich auf die damals gerade entstehende Gedenkstätte Christophskirche hin. Nach der Kranzentfernung im November 2014 verwies er auf seine Antwort vom Frühjahr. Das gleiche: 2015 und 2016 reagierte er nicht mehr, als ich ihm die Entfernung des Kranzes mitteilte.
 
Weitere Zeilen der Inschrift rufen zum Krieg auf. Ebenfalls schwulstig. „Für Wahrung des Rechts u. Wahrung der Ehre des Reichs in allen Meeren, Schutz dem Frieden der Welt.“ Das besondere an diesen Zeilen sind vergleichbare Zeilen aus dem im Weißbuch der Bundeswehr 2016. Dort zählen zu den „sicherheitspolitischen Interessen Deutschlands….Wohlstand unserer Bürgerinnen und Bürger durch Prosperität unserer Wirtschaft und Freien[r] und ungehinderten[r] Welthandel.“ Beide Passagen rufen zu Krieg auf bis heute auf, zu viel für einen antimilitaristischen Pazifisten. Dieses Etikett, auch Label genannt, lege ich mir in diesem Fall bewusst zu. Alles andere wäre zu unbestimmt in meiner Haltung gegen Krieg und der Überzeugung, dass Konflikte auch friedlich gelöst werden können. Es fehlt nur der politische Wille dazu.

An der Verhüllung befinden sich ein Plakat „An die Leser_innen“ und lugblätter zum Mitnehmen....  Seite 1 als pdf      Seite 2 als pdf

Letztes Update: 22.11.2017, 16:01 Uhr